In Modul 1 geht es darum, wie etwas entschieden werden soll.
- Entscheidet eine Einzelperson oder eine Gruppe?
- Sollte die Person (oder Rolle) vorher andere fragen?
- Streben wir nach KonsenS oder nach KonsenT?
Und die Beantwortung der Fragen hängt natürlich sehr vom Inhalt ab. Die folgende Beispiele zeigen, dass es da prinzipielle Unterschiede gibt:
- Mache ich jetzt Pause?
- Wer entscheidet, welche Vorlage ich für meine Präsentation nehme?
- Wo machen wir heute Mittagspause?
- Schließen wir das Werk in XX?
- Investieren wir all unser Budget in Projekt Z?
- Machen wir die Firma dicht?
Methoden
Die Methoden leiten sich aus den unten weiter ausgeführten Dimensionen ab:
Man kann zusammenfassend sagen, dass die Methoden immer mehr Input verarbeiten können, also mehr Betroffenheit, mehr Komplexität usw. und damit auch selbst immer aufwendiger werden:
- Operativer Einzelentscheid (oE): Eine Person alleine und nur sie entscheidet
- Konsultativer Einzelentscheid (kE): Eine Person entscheidet, aber sie konsultiert vorher andere
- Operativer Gruppenentscheid (oG): Eine Gruppe trifft die Entscheidung anhand fixer Alternativen
- Konsultativer Gruppenentscheid (kG): Eine Gruppe trifft die Entscheidung, indem Alternativen entwickelt werden bevor sie einzeln bewertet werden
- Einheitsentscheid (EE): Hier arbeiten alle zusammen bis alle einverstanden sind
Wichtig ist klarzustellen, dass die einzelnen Methoden nicht trennscharf sind. Es ist letztlich egal, ob das, was Du am Ende machst, unter den Operativen Gruppenentscheid oder den Konsultativen Gruppenentscheid fällt. Wichtig ist nur, dass Du Dir des Spektrums von einer komplett autark getroffenen Einzelentscheidung bis hin zu dem gemeinsam erarbeiteten Einheitsentscheid bewusst wirst und es nutzt!
Um dieses Spektrum gut nutzen zu können, ist es wichtig, das Prinzip des KonsenT zu verstehen.
Wir haben die ersten drei Dimensionen in Modul 1 mit einem Fragespiel modelliert. So kannst Du bei einer anstehenden Entscheidung spielerisch herausbekommen, wie die Entscheidung am besten getroffen werden sollte.
Dimensionen
Komplexität
Wir gehen davon aus, dass Entscheidungen besser werden mit der Qualität der Information. In Situationen unter Unsicherheit sind verschiedene Sichtweisen hilfreich.
Ist das Thema also komplex, weil die Alternativen mächtig sind, empfiehlt es sich, mehrere in die Entscheidung einzubinden – das ist die berühmte Gruppen- oder Schwarmintelligenz!
Man ist also mindestens beim konsultativen Einzelentscheid. Und wenn die Alternativen so mächtig sind, dass man nicht mit den Mitteln der klassischen Entscheidungstheorie ausrechnen kann, welche die beste ist (siehe auch hier), sondern man die Intuition der Menschen braucht, dann empfiehlt sich eine Gruppenentscheidung.
Betroffenheit
Wenn Menschen von unseren Entscheidungen betroffen sind, sollten sie einbezogen sein. Betroffenheit beschreibt die Auswirkungen der Entscheidung auf andere. Also dass sie selbst und (un)mittelbar betroffen sind, je nachdem wie entschieden wird. In der Risikotheorie und dem Projektgeschäft gibt es oft die Formel Tragweite x Schwere x Eintrittswahrscheinlichkeit, die auch in DAD der Dimension “Betroffenheit” zugrunde liegt.
Kopplung
Für den Fall, dass Menschen nicht persönlich betroffen sind, sondern – insb. im Arbeitskontext – “lediglich” ihr Handeln, ihre eigene Arbeit beinflusst wird, dann sprechen wir von “Kopplung”. Hier ein paar Beispiele aus der Arbeitswelt und auf Gesellschaftsebene zur Abgrenzung von Betroffenheit und Kopplung:
- Wenn die Geschäftsführung beschließt, dass die Spesen zukünftig anders einzureichen sind, bekommt immer noch jeder Mitarbeitende sein Geld zurück (also keine Betroffenheit), muss es aber anders machen (Kopplung).
- Wenn die Regierung beschließt, das bestimmte Kosten zukünftig nicht mehr absetzbar sind, dann sind die Unternehmen betroffen, im Extrem aber gar nicht gekoppelt, weil sie die kostenverursachenden Mittel zwingend brauchen und somit sich ihre Arbeit nicht ändert.
- Wenn der Staat beschließt, dass jedem Arbeitnehmer eine Energiepreispauschale gezahlt werden soll über die Gehaltsabrechnung, dann sind die Arbeitnehmer positiv betroffen im Sinne der “Betroffenheit” und die Lohnabrechnungsbeteiligten wie Steuerberater und Personalabteilungen der Unternehmen sind gekoppelt, weil sie nun etwas anders oder zusätzlich machen müssen.
Bei der Betroffenheit geht es also um die (postivien oder negativen) Auswirkungen auf jemanden (oder eine Organisation). Bei der Kopplung geht es um Änderungen der Tätigkeiten.
Schnelligkeit und Aufwand
Als letztes sei noch darauf hingewiesen, dass Einzelentscheidungen in der Regel auch schneller gehen und weniger aufwändig sind als Gruppenentscheidungen. Braucht man hier und jetzt eine Entscheidung bleibt nichts anderes möglich als selbst zu entscheiden. Wenn man einen Wasserrohrbruch hat, bleibt in der Regel keine Zeit eine Eigentümerversammlung einzuberufen, sondern man entscheidt selbst, sämtliche Zuleitungen abzudrehen, auch wenn dabei ein anderer Schaden entstehen kann, den man mit Konsultation anderer evtl. gesehen hätte. Und klar ist ebenfalls, dass mit der Anzahl der eingebundenen Personen auch der Aufwand steigt. Eine Wirtschaftlichkeitsrechnung legt nahe, dass der zunehmende (Zeit- und Kosten-)Aufwand auch gerechtfertigt sein muss. In aller Regel ist der Aufwand für die Entscheidung allerdings marginal im Vergleich zum Aufwand für die anschließende Umsetzung einer strategisch wichtigen Entscheidung. Deshalb findet er in unserem Modul 1 auch keine Berücksichtigung als eigene Dimension.